Das Fachgebiet Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, das seit 1992 in Deutschland als eigenständiges Fachgebiet anerkannt ist, war als eigenständiges Fachgebiet auf Kuba wie auch in anderen Ländern nicht etabliert. Auf Initiative des an der medizinischen Universität Santiago de Kuba lehrenden Pädiaters Jesus Quintero und der Professorin und Anästhesistin Matilde Olivia Real sowie des deutschen Facharztes für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Jochen Timmermann, fand unter Mitwirkung des Facharztes für Psychosomatische Medizin Professor Thomas Loew von der Universität Regensburg, der erste Psychosomatik Kongress 2019 in Santiago de Kuba statt.

In den ersten drei Jahren, des regelmäßig im Februar stattfindenden Kongresses, konnten 47 kubanische Kollegen und Kolleginnen die Qualifikation Psychosomatische Grundversorgung erwerben. Psychosomatische Grundversorgung ist in Deutschland eine Basisausbildung überwiegend für Allgemeinärzte, die sie befähigen soll, psychosomatische Erkrankungen zu erkennen. Der Umfang des Kurses besteht aus 80 Unterrichtsstunden. Die Begeisterung der kubanischen Kollegen führte dazu, dass in Santiago de Kuba inzwischen die zweite „Kathedra“ für psychosomatische Medizin, quasi ein Lehrstuhl, gegründet wurde. Die Kollegen und Kolleginnen treffen sich seither regelmäßig, um sich gegenseitig fortzubilden und über die laufenden Behandlungen untereinander zu beraten.

Im Februar 2020 wurde die Deutsch-Kubanische Gesellschaft für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Rehabilitation in Kuba gegründet. Zum Präsidenten wurde Jochen Timmermann, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie gewählt.

Ziel der gegründeten Deutsch -Kubanischen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Rehabilitation ist die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit. Die Zusammenarbeit zwischen kubanischen Ärzten und deutschen Mitgliedern der Deutsch-Kubanischen Gesellschaft soll zukünftig auch eine wissenschaftliche Zusammenarbeit ermöglichen.

Im Mai 2023 lernten Professor Dr. Alberto Cobian, Präsident der kubanischen Gesellschaft für Gesundheit und Psychologie, und Dr. Adolfo Rafael Lambert Delegado, Vizedirektor der Universidad de Ciencias Médicas de Santiago de Cuba (UCM-SC), während ihres zweiwöchigen Aufenthaltes in Deutschland unter anderem das Medizinische Versorgungszentrum für körperliche und psychische Gesundheit Timmermann und Partner in Cuxhaven, auf Einladung von Jochen Timmermann, kennen. Hier wurde ihnen Einblick in die multimodale, ganzheitliche, bio-psycho-soziale Behandlung durch ein multiprofessionelles Team gewährt.  Patient*innen von jung bis alt werden durch ein fachübergreifendes Team generationsübergreifend, familien- und gemeindenah unterstützt und behandelt.

Im Anschluss nahmen die Gäste aus Kuba am Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Berlin teil.  Hier hielten sie einen Vortrag zum Thema Behandlung von Konversionsstörungen durch Hypnose.

Auf Einladung von Daniel Schneider, MdB SPD-Bundestagsfraktion, besuchten sie vorab gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des MVZ den deutschen  Bundestag.

Nach dem Kongress in Berlin reisten beide Ärzte zu Kolleginnen und Kollegen an die Universitäten Essen und Regensburg.

Am LVR-Klinikum und an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen erhielten die kubanischen Ärzte Einblicke in aktuelle Forschungsthemen wie Post-Covid und Neurofeedback. Außerdem besuchten sie die Kinder- und Jugendpsychiatrie am LVR-Klinikum Essen und lernten die spezialtherapeutischen Angebote kennen.

Gleiche Forschungsgegenstände, unterschiedliche Ansätze, Chancen zur Zusammenarbeit im Lernen voneinander, gaben den Anstoß für eine intensivere Kooperation mit der Universidad de Ciencias Médicas de Santiago de Cuba (UCM-SC).

Prof. Dr. Adolfo Rafael Lambert Delgado, Vizedirektor der UCM-SC aus der zweitgrößten Stadt Kubas, betonte wie wichtig ihm ein Austausch zwischen den Universitäten ist, um unter anderem Brücken in der Forschung bauen zu können. Überdies äußerte er den Wunsch mehr über die universitären Ausbildungsprozesse im Gesundheitsbereich zu erfahren.

Im Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie wurden die Gäste aus Kuba von Institutsleiter Pro. Dr. Manfred Schedlowski empfangen. Zuvor sprachen sie in Essen mit Prof. Dr. Anke Hinney, Prodekanin für wissenschaftlichen Nachwuchs und Diversität, sowie Prof. Dr. Joachim Fandrey, Prodekan für Studium und Lehre.

Auch Prof. Dr. med. Martin Teufel, Ärztlicher Leiter des LVR-Klinikum-Essen, freute sich sehr über den akademischen Austausch im Sinne der Medizin, Wissenschaft und Versorgung von Menschen.

Von Essen ging es weiter nach Regensburg. Auf Einladung von Prof. Dr. Thomas Loew, Leiter der selbständigen Abteilung für Psychosomatische Medizin am UKR und Chefarzt des Zentrums für Psychosomatische Medizin und Psychiatrie, Klinik Donaustauf, fand ein Besuch der Klinik und Polklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, deren Ärztlicher Direktor, Prof. Dr. med. Romuald Brunner ist, statt.  Ein weiterer Höhepunkt war die Besichtigung des Forschungszentrums BioPark, deren Augenmerk auf Förderung der Biotechnologie, Medizintechnik, Diagnostik und Analytik sowie der Gesundheitswirtschaft am Standort und in der Region liegt.

Während des Aufenthaltes in Regensburg gab es interessanten, fachlichen Austausch mit Uni Prof. Dr. Maria Emilia Solano, Laborleitung Heisenberg, Professur für Translationale Perinatologie.

Mit vielen neuen Anregungen, Eindrücken, Erfahrungen und neuen Kooperationen traten die Ärzte ihre Heimreise an. Schon jetzt ist die Freude groß über ein Wiedersehen nächstes Jahr auf Kuba.